Wie so oft am Ende unserer Wanderung: Real-Felice und Menno sind bereits in Berlin gelandet, da trullern Comic-Felice und Menno noch am Royal Canal entlang. Und nicht nur das, es wird sogar noch philosophisch. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, was Frau G. Zu dem Thema zu sagen hat. @strokestownpark @epicmuseumchq
Der National Famine Way ist gekennzeichnet dadurch, dass immer wieder diese in Bronze gegossenen Kinderschuhe auftauchen. Die originalen Schuhe hat ein Bauer auf dem Dachboden eines verfallenen Hauses aus dem 19 Jahrhundert gefunden. Das heißt, ein Kind hat sie tatsächlich getragen. Aber schon solche einfachen Schuhe waren Luxus.
Was mich bei der Recherche auch immer wieder irritiert hat, ist, wie aktuell manche Sachen heute noch sind. Ihr erinnert euch bestimmt an Aussagen von Politikern in letzter Zeit. Da ging es darum, dass Bürgergeldempfänger*innen einfach zu faul zum Arbeiten sind. Oder dass Geflüchtete einfach nur die soziale Hängematte suchen. Menschen, die ihre Heimat verlassen, tun das, weil sie keine andere Wahl haben und sie riskieren ihr Leben, damals wie heute! Es gibt einige Dinge, die sich verändert haben. Ich bin wirklich dankbar, dass der Staat hier in der Coronazeit meine wirtschaftliche Notlage durch die Pandemie eben nicht dem freien Markt überlassen hat, sondern es mir ermöglicht hat, als Freiberuflerin weiter zu arbeiten.
Viele der Landlords waren ebenfalls in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Manche gingen selbst in Konkurs, weil sie ihre Bauern, die Tenants nicht verhungern lassen wollten. Andere wiederum gingen äußerst brutal vor und verbrannten die Häuser ihrer Pächter, damit sie nicht zurückkehren konnten. Sie konnten das Land dann anderweitig verpachten oder verkaufen. Major Denis Mahon von Strokestown wiederum wollte seine Leute weghaben (auch er selbst befand sich schon vor 1845 in wirtschaftlichen Schwierigkeiten) und bot ihnen an, die Überfahrt nach Amerika zu bezahlen. Eine Wahl hatten seine Pächter nicht. Die Reise der 1490 Menschen begann mit dem 175 km langen Fußmarsch, dem wir jetzt folgen. Einerseits vertrieb er seine Tenants nicht einfach, de facto schickte er mindestens die Hälfte in den Tod. @strokestownpark @epicmuseumchq
Marktliberalismus, Laissez-faire Politik, heißt: Der Staat hält sich aus der Wirtschaft raus – selbst in einer Katastrophe soll der „freie Markt“ regeln, wer was bekommt. In Irland 1847 hieß das: Essen gab es, aber nur für die, die es bezahlen konnten.
The Great Famine 4 Die Menschen wussten nicht, was passierte. Zwar war Wissenschaftlern zu dieser Zeit schon klar, dass es sich um einen Pilz handelte und es gab kurz vorher Warnungen in Zeitungen. Leider konnten die wenigsten Iren lesen oder auch nur die englische Sprache verstehen. Es hätte auch wenig genützt. Weil es keine Möglichkeiten gab, den Pilz zu bekämpfen. Im ersten Jahr liefen Hilfsmaßnahmen der englischen Regierung an. Irland gehörte damals zu England. Dazu morgen mehr. @strokestownpark @epicmuseumchq @westmeathlibraries
The Great Famine 3. Obwohl uns das heute seltsam vorkommt, war das eine sehr gesunde Ernährung, die zu einem enormen Bevölkerungswachstum führte. Untersuchungen ergaben, dass die Menschen vor dem Famine gesünder waren als Ende des Jahrhunderts mit der dann wieder vorherrschenden Mischkost.
Dass die Kartoffel im 17. Jahrhundert so populär wurde, geht auch auf eine Nahrungsmittelknappheit zurück. Kartoffeln liefern die meisten Kalorien pro Quadratmeter, mehr als Gertreide.
Seit Strokestown laufe ich den National Famine Way. Famine bedeutet Hungersnot. The Great Famine (1845-1850) ist eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte Irlands. Eine Million Menschen, ca. 12% der Einwohner starben. 2 Millionen wanderten aus. Ursache war einerseits eine Naturkatastrophe und andererseits die wirtschaftsliberale, unfassbar unmenschliche Politik der damaligen englischen Regierung. Ich gehe diesen Weg bis Dublin unter so komplett anderen Bedingungen. Aber ich möchte euch in den folgenden Tagen erzählen, was damals geschah. @strokestownpark @epicmuseumchq